04. Juli 2013
Busch hält Dritte Liga für attraktiv
Thorben Mollenhauer ist ein gutes Beispiel für die funktionierende Nachwuchsarbeit des VfL Gladbeck. Der Rückraumlinke stammt aus der eigenen Jugend und ist schon seit einigen Jahren Stammspieler der ersten Mannschaft.
Ungeachtet der Tatsache, dass jüngst in der Dritten Handball-Liga einige Vereine in erhebliche finanzielle Schieflage geraten sind, hält Siegbert Busch, der Chef des VfL Gladbeck, diese Spielklasse für attraktiv und spannend.
Ende Mai zog der VfL Edewecht nach der Insolvenz der Betreibergesellschaft seine Mannschaft aus der Dritten Handball-Liga West zurück, schon in der Saison verschwand der TuS Wermelskirchen mit einigem Getöse von der Bildfläche. Und auch in anderen Staffeln der Dritten Liga sind diverse Vereine (TG Münden, VfL Potsdam, HC Aschersleben) in finanzielle Schieflage geraten. Handelt es sich bei der zur Saison 2010/2011 eingeführten Spielklasse eigentlich um eine Pleiteliga? Siegbert Busch, der Vorsitzende des VfL Gladbeck, verneint diese Frage und sagt: „Die Dritte Liga West ist eine spannende und attraktive Liga mit vielen interessanten Vereinen.“
Schon bevor der VfL Gladbeck in der Saison 2011/2012 in der Oberliga Westfalen den Aufstieg feierte, hatten die Verantwortlichen um Siegbert Busch die Bleistifte gespitzt, um mal auszurechnen, ob sich der Verein diese Klasse überhaupt leisten kann oder nicht. Denn dass die höhere Spielklasse teurer werden würde als die Ober- und auch als die frühere Regionalliga, war allen Beteiligten bewusst. „Die Differenz zur Oberliga ist erheblich“, betont Busch und verweist beispielsweise auf höhere Meldegebühren und Technik, die der VfL anschaffen musste.
„Klar war aber“, so Busch, „dass wir unsere Philosophie nicht ändern werden.“ Und die basiert in erster Linie darauf, Spieler aus der eigenen Nachwuchsabteilung beziehungsweise junge Akteure zu entwickeln und in der ersten Mannschaft zum Zuge kommen zu lassen. Busch: „Man muss natürlich den Mut haben, diese jungen Leute dann auch einzusetzen.“
Akteure mit Forderungen, die der VfL nicht erfüllen kann und will, schickt Busch weg. „Spieler, die zu uns kommen, sollen nicht kommen, weil sie mit Handball Geld verdienen möchten, sondern weil sie die Dritte Liga und den VfL interessant finden.“
Sein Credo, so der frühere Bundesliga-Coach des DSC Wanne-Eickel, laute, dass gutes Training Vieles ausgleichen könne. „Und wir haben in Holger Krimphove einen guten Trainer“, betont Siegbert Busch.
Dass der VfL Gladbeck mit seiner Philosophie in der Dritten Liga niemals in den Kreis der Top-Teams aus Dormagen, Leichlingen oder Wilhelmshaven vorstoßen wird, stellt für Busch und Co. überhaupt kein Problem da: „Wir werden keine Spitzenmannschaft werden. Wir sind froh, dass wir diese Klasse erreicht haben und möchten sie halten.“ Klubs, die die Zweite Liga im Visier hätten, müssten halbprofessionell arbeiten und entsprechende Investitionen tätigen. „Das ist immer ein Ritt auf der Rasierklinge“, sagt Busch, „und manchmal ist das Wunschdenken bei dem einen oder anderen Vereinsvertreter wohl stärker als die rationale Einschätzung der Kräfteverhältnisse.“
Dass die Nationalmannschaft erheblich schwächelt und dass der Fernsehsender Sport1 demnächst dienstags lieber Viertliga-Fußball als Erstliga-Handball übertragen wird, hält Busch übrigens für äußerst problematisch. Er fürchtet negative Auswirkungen auf das Interesse am Handball, auch in Gladbeck. „Wenn es für eine Sportart keine positive Grundstimmung gibt, führt das dazu, dass Menschen, die nicht zu den Fans gehören, gar nicht erst kommen. Ich denke, dass man das bis auf unsere Ebene herunterbrechen kann.“
Quelle | WAZ, Thomas Dieckhoff
04. Juli 2013
„Wir müssen gerade zu Hause Leidenschaft zeigen“
Für die Drittliga-Handballer des VfL Gladbeck endet nun die Sommerpause. Die WAZ sprach unmittelbar vor der ersten Trainingseinheit über die schönste Zeit des Jahres, neue Kollegen und ärgerliche Heim-Auftritte mit VfL-Kapitän Tim Deffte.
Die Drittliga-Handballer des VfL Gladbeck starten in die Saisonvorbereitung. Vor der ersten Trainingseinheit, die im Fitnessstudio Topic stattfand, sprach die WAZ mit dem 32-jährigen VfL-Kapitän und -Keeper Tim Deffte über die schönste Zeit des Jahres, neue Kollegen und ärgerliche Heim-Auftritte.
In den nächsten Tagen und Wochen wird man die Handballer des VfL wieder regelmäßig im Wittringer Wald und im Stadion sehen. Bricht jetzt die schönste Zeit des Jahres für Sie an?
Deffte: Wir sind der Natur verbunden, das ist doch wunderbar. Die schönste Zeit des Jahres? Nur in Anführungsstrichen. Aber wir alle wissen, dass die Vorbereitung notwendig und wichtig ist.
Droht in diesen Zeiten eigentlich ein Lagerkoller?
Gar nicht, dafür ist die Vorbereitung viel zu abwechslungsreich. Außerdem sind es nur acht Wochen. Ich habe die Spielpause genossen, jetzt aber freue ich mich, dass es wieder los geht. Die vergangene Saison war ohne Zweifel anstrengend, da taten die sechs Wochen ohne Handball gut. Nun kribbelt es aber wieder. Und ich bin mir sicher, dass unser Trainer Holger Krimphove sich ein buntes Programm ausgedacht hat.
Heiner Preute, der Leichtathletik-Trainer des TV Gladbeck, ist, wie man hört, auch wieder mit von der Partie.
Stimmt, das hat sich bewährt. Heiner Preute ist fachlich einfach klasse und hat ja auch schon mit Profi-Handballteams zusammengearbeitet, ein Michael Hegemann schwört förmlich auf ihn.
Fünf neue Spieler stehen im Aufgebot des VfL. Wie gut kennen die „Alten“ die Zugänge bereits?
Ein bisschen kennt man sich schon, weil man gegeneinander gespielt hat. Wir werden uns schnell besser kennenlernen, schließlich sehen wir uns demnächst beinahe sieben Tage in der Woche.
Verfügt der VfL Gladbeck Ihrer Meinung nach in der Saison 2013/2014 über ein stärkeres Aufgebot als in der vergangenen Runde?
Ich denke, wir haben uns nicht verschlechtert. In der Breite sollten wir sogar besser aufgestellt sein, so dass auch mal ein Spieler wie Thorben Mollenhauer entlastet werden kann. Durch die Zugänge gibt’s bestimmt auch mehr Wettkampf im Training.
Trotzdem wird das Team doch eine gewisse Zeit brauchen, um sich zu finden, oder nicht?
Wir müssen sehen, dass wir die neuen Spieler gut und schnell integrieren. Aber das sind ja alles gestandene Leute. Und wenn’s am Anfang vielleicht mal nicht so läuft, dürfen wir uns nicht verrückt machen lassen.
Ein Ziel der neuen Mannschaft sollte lauten, sich in der Riesener-Halle besser und erfolgreicher zu präsentieren als in der vergangenen Saison.
Stimmt! Wir haben in der vergangenen Saison zu Hause ein paar Mal Leistungen abgeliefert, die beim Publikum nicht ankamen. Das war richtig ärgerlich. Wir müssen gerade zu Hause Leidenschaft zeigen.
Wie schätzen Sie die Stärke der Dritten Liga West in der neuen Saison ein?
Es ist keine einzige Mannschaft dabei, von der man vorher sagen kann, dass man sie bezwingt. Es wird ein Hauen und Stechen werden. Verstecken brauchen wir uns mit unserer Mannschaft in dieser Liga aber nicht. Wir freuen uns darauf, wie schon in der vergangenen Saison in vielen großen Hallen vor vielen Zuschauern zu spielen. Deshalb finde ich auch die Staffeleinteilung mit den Nord-Vereinen gut. Ich jedenfalls spiele lieber vor 1600 Zuschauern in Wilhelmshaven als vor 20 in Lemgo.
Wer ist Ihr Topfavorit?
Ferndorf muss man als Favorit ansehen, Dormagen, Wilhelmshaven und Leichlingen werden wieder vorne mitmischen.
Quelle | WAZ, Thomas Dieckhoff